Interview & Porträt
Ein Porträt über einen Politiker mit Haltung und Herz, der früh für die Legalisierung von Cannabis einstand.
Hans-Christian Ströbele gehört zu den seltenen Politikern, die über Jahrzehnte nicht nur Positionen vertreten haben, sondern auch ihren Werten treu geblieben sind. Er war Anwalt, Aktivist, Bundestagsabgeordneter und für viele das moralische Gewissen der deutschen Linken. Gleichzeitig war er einer der ersten, die offen und konsequent für eine neue Cannabispolitik eintraten, lange bevor das Thema gesellschaftlich mehrheitsfähig wurde.
Ströbele wird 1939 in Halle geboren. Nach seinem Jura-Studium arbeitet er im „Sozialistischen Anwaltskollektiv“ in Berlin und verteidigt später auch Mitglieder der RAF. Seine Haltung prägt sich in dieser Zeit: Er stellt den Rechtsstaat nicht infrage, aber er stellt immer wieder kritische Fragen an staatliches Handeln. Er kämpft für Grundrechte, Bürgerrechte und gegen staatliche Übergriffigkeit.
Sein Weg führt ihn in den 1980er-Jahren zu den Grünen, deren Entwicklung er maßgeblich mitgestaltet. 1985 zieht er erstmals in den Bundestag ein. Ströbele ist kein bequemer Parteipolitiker, sondern ein Abgeordneter, der seiner Überzeugung folgt, selbst wenn es unpopulär ist. 2002 gewinnt er als erster Grüner überhaupt ein Direktmandat in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg. Ein politisches Signal seiner ganz eigenen Art. Die Menschen dort vertrauten ihm, weil er nie aufgehört hat, für seine Positionen einzustehen.
Zu diesen Positionen gehörte auch die Legalisierung von Cannabis. Ströbele sah schon früh, dass die repressive Drogenpolitik Menschen schadet, statt ihnen zu helfen. Er argumentierte, dass Verbote keine Lösungen bieten, dass Jugendliche durch Aufklärung besser geschützt werden und dass kriminalisierte Konsumenten vor allem mit gesellschaftlichen Stigmata kämpfen, nicht mit dem Staat. Für ihn war klar. Eine moderne Demokratie sollte verantwortungsbewusst regulieren, nicht bestrafen.
In einem seiner Interviews betont er, wie er vor rund fünfzig Jahren als Anwalt zum ersten Mal mit Cannabisfällen in Kontakt kam. Er sah, dass es keinen rationalen Grund gab, Menschen für den Besitz kleiner Mengen zu kriminalisieren. Für ihn war das Verbot ein Symbol staatlicher Überreaktion. Und wie so oft in seiner Karriere stellte er sich dagegen. Laut. leise. unbeirrbar. Und immer mit Fakten.
Sein Einsatz für die Legalisierung war kein modisches Thema. Es war Ausdruck seiner politischen Grundhaltung. Freiheit und Selbstbestimmung müssen geschützt werden. Der Staat soll Menschen helfen, nicht ihnen das Leben erschweren. Ströbele hat die Debatte über Jahrzehnte begleitet, unterstützt, angeschoben und politisch sichtbar gemacht. Ohne ihn wäre die heutige Legalisierungsbewegung in Deutschland weniger mutig, weniger klar und weniger historisch verwurzelt.
2017 verabschiedet er sich aus dem Bundestag. 2022 stirbt er im Alter von 83 Jahren. Sein politisches Erbe bleibt. Er bleibt ein Beispiel dafür, wie viel ein einzelner Mensch bewirken kann, wenn er über Jahrzehnte konsequent bleibt.
Hans-Christian Ströbele war nie laut um seiner selbst willen. Er war laut, wenn es nötig war. Und er war einer der ersten, der verstanden hat, dass die Cannabispolitik der Bundesrepublik nicht die Realität widerspiegelt, sondern ein veraltetes Denken. Sein Einsatz wirkt bis heute nach. In der Politik. In der Bewegung. Und in jeder Diskussion über eine moderne Drogenpolitik.
Ein unbequemer Idealist. Ein Mann mit Haltung. Und ein früher Wegbereiter der Legalisierung.
Inhalt des Videos
• Ströbeles politischer Weg
• Frühe Begegnungen mit Cannabis-Themen
• Warum er die Legalisierung unterstützt
• Entwicklung der Debatte in Deutschland
• Persönliche Einblicke und Haltung
Bernd-Egbert Böttcher baut in Brandenburg auf 17 Hektar Nutzhanf als technische Faser an. Mit uns spricht er über die Entwicklung des Hanfs und warum er so selten auf deutschen Feldern zu finden ist. Ausserdem erklärt er uns, unter welche Voraussetzungen man selbst Hanfbauer werden kann.
Hans-Christian Ströbele war weit mehr als ein profilierter Politiker oder einer der frühesten Verfechter einer modernen Cannabispolitik. Er war ein Mensch mit zutiefst klaren Werten, großem Mut und einer außergewöhnlichen Herzlichkeit. Sein Einsatz für Bürgerrechte, soziale Gerechtigkeit und die Legalisierung von Cannabis hat Generationen politisch geprägt. Für mich bleibt er ein Vorbild, weil er konsequent für Freiheit und Fairness eingetreten ist und dabei immer Mensch geblieben ist. Seine Wärme, sein Humor und seine Offenheit machten ihn zu einem der herzlichsten Menschen, die die politische Landschaft in Deutschland je getragen hat.
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